Heute Premiere: »System Error«, ein Musical von Jugendlichen

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eine Produktion von Kontrapunkt e.V.
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friedliche Form des Protestes. Jugendliche

Wer bei uns auf die Bühne geht, weiß auch, wie ein Mikro funktioniert", sagt Vridolin Enxing. Denn 80 Prozent der IMAL-Ausbildung sind Praxis, nur 20 Prozent Theorie. Das International Munich Art- Lab ist ein einzigartiges, Jugend-Kunst-Pädagogik Projekt, das nur ein so verrückter Hund wie der Musiker und Ex-Kabarettist von Floh de Cologne erfinden konnte - und mit Uli Gläß seit 1999 verwirklicht. Dafür gab's 2005 den AZ-Stern des Jahres. Heute hat in der Reithalle .System Error" Premiere: das vierte IMAL-Musical, das Jugendliche zwischen 16 und 25 unter Profi- Leitung von Enxing und Gläß selbst erarbeitet haben.

 Es spielt keine Rolle, ob die Kids aus Togo, China oder Italien kommen, ob sie lesen oder schreiben können: Nur die Begabung zählt.  „Wenn ein schwerstbehindertes Mädchen eine göttliche Stimme hat, ist es dabei", sagt Enxing.

 Angefangen hat alles mit der inzwischen legendären  „WestEndOpera" - die Jugendlichen haben die HipHop-Oper geschrieben, komponiert, gespielt und waren zwei Jahre damit auf Tournee bis nach New York. Was nach fröhlichem Austoben klingt, hat eine harte Arbeits-Kehrseite: Vor der ° Theaterpremiere lernen die Jugendlichen in anderthalb Jahren strenger Disziplin, was für einen Showbiz-Beruf nötig ist. Nur wer das durchhält, steht auch auf der Bühne.

 Und hat in jedem Fall eine Ausbildung - ob als BühnenKünstler, Manager oder Techniker . „97 Prozent der Teilnehmer haben heute einen Job", sagt Enxing stolz. „Vom Traumberuf bleibt das Machbare - und' das haben sie gelernt, auch wenn sie dann vielleicht doch lieber Bäcker werden. Wir wollen keine arbeitslosen Künstler auf die Welt bringen. Aber es sind auch schon welche Millionäre geworden!"

Das von der Stadt München und der EU geförderte Projekt ist längst europaweit eine Vorzeige- Institution. Darstellende und Bildende Kunst sind die zwei Schienen der Startrampe ins Leben für 60 bis 70 Jugendliche jährlich. Die Münchner Kunstakademie nimmt pro Jahr 30 Studenten auf: Zehn davon kamen zuletzt von IMAL.

 Für .System Error" habenl Schillers "Räuber" Pate gestanden. Pazifistische Aktivisten: protestieren bei Demos als Clowns. Ihr Motto: "Wer lacht, hat Macht!" Sie wissen jedoch nicht, dass ihre Anfiihrerin ein Polizeispitzel ist. Enxing war verblüfft, wie .die Jungen mit dem selbstgewählten Thema umgingen: "Die schreiben so, wie wir vor 30 Jahren politisch gedacht haben. Das ist eine Generation, die sich nicht mehr zurückzieht." Mit dem G8-Gipfel hat die Realität diese knallhart recherchierte Realsatire übrigens eingeholt.

Gabriella Lorenz

Abendzeitung München vom 17.07.2007